Schulgeschichte
Unser Gymnasium befindet sich mit Abstand sowohl im ältesten als auch im modernsten Schulgebäude der Stadt Eisenach. Vor über 480 Jahren (!) befand sich hier im Ost- und Südflügel desselben Hauses eine alte Lateinschule. Vorher beherbergte es ein Dominikanerkloster.
Das Martin–Luther–Gymnasium zu Eisenach geht in seinen Anfängen zurück bis ins Jahr 1185, in die Zeit also, als die Latein – Schule von St. Georgen gegründet wurde. Dieses Gebäude, welches Martin Luther von 1498 – 1501 besuchte, steht schon seit dem Jahre 1507 nicht mehr. Auch die Nachfolgerin dieser Lateinschule wurde – im Grunde genommen – ein Opfer der Reformation.
Das Gebäude, das heute die Schüler des Martin–Luther-Gymnasiums beherbergt, wurde 1235 zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen gebaut – Heinrich Raspe errichtete seiner Schwägerin an der Stätte ihres Lebens ein Denkmal, ebenso wie an der Stätte ihres Todes eine Kirche in Marburg. Beides geschah wohl aus schlechtem Gewissen und war vermutlich ein Akt der Sühne, denn Elisabeth wurde zu Lebzeiten nicht gerade nett von ihrem Schwager, Heinrich Raspe, behandelt. Dass hernach Dominikaner einzogen, während Elisabeth dem Ideal der Franziskaner huldigte, war wohl kirchenpolitischen Aspekten Heinrichs zuzuschreiben.
Als Schule genutzt wurde die Anlage erst nach der Reformation seit 1531, und zwar vermutlich auch durch die Fürsprache Luthers, der der Eisenacher Superintendent Justus Menius durch drei Briefe an den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen entschieden Nachdruck verlieh. So können wir heute mit Recht das Martin – Luther – Gymnasium als Luthers Schule bezeichnen, wenn wir den Genitiv nur richtig einordnen, nämlich als genitivus objectivus.
Kurzbiographie
- 1185 | Einrichtung der Lateinschule St. Georgen neben der Georgenkirche
- 1240 | Gründung des Dominikanerklosters (bis 1525 existent)
- 1498-1501 | Martin Luther ist Schüler der Lateinschule St. Georgen
- 1531 | Erhebung der Schule zur Schola Provincialis und Verlegung in das Gebäude des früheren Dominikanerklosters
- 1555 | Erlass einer Schulordnung, die Vorbild wird für andere Schulen des Landes
- 1598 | Zusammen mit dem künftigen Gymnasium illustre (Casimirianum) in Coburg erhält die Schule ein fürstliches Stipendium, das erstmals 1609 vergeben wird
- 1692-1695 | Johann Sebastian Bach ist Schüler der Schule
- 1704 | Angliederung eines Seminarum theologicium an die Schule (bis 1712) und Einrichtung einer Selecta
- 1707 | Erhebung zum Gymnasium illustre (u. a. nach dem Vorbild des Gymnasiums illustre in Schleusingen)
- 1744 | Anregung zu einer 200-Jahr-Feier der Schule unter dem damaligen Rektor Johann Michael Heusinger
- 1840 | Neuorganisation der Schule unter dem Direktor Karl Hermann Funkhänel Namensgebung der Schule nach dem regierenden Landesherren Großherzog Karl Friedrich – Karl – Friedrich – Gymnasium
- 1844 | 300-Jahr-Feier der Schule
- 1877-78 | Aula-Anbau zwischen den beiden Flügeln des Schulgebäudes; Stiftung einer Luther-Statue an der Südseite der Aula-Außenwand
- 1935 | 750-Jahr-Feier zum Gedenken an die Einrichtung der Lateinschule St. Georgen
- 1946 | Namensänderung in Luther – Gymnasium
- 1950 | Umwandlung in Luther – Oberschule
- 1960 | Aufhebung der Schule, Einzug eines Instituts für Lehrerbildung in das Schulgebäude
- 1991 | Wiederherstellung der Lutherschule in dem Schulgebäude Am Predigerplatz als Teil des Ernst-Abbe-Gymnasiums in der Wartburgallee
- 1994 | Eröffnung des selbstständigen Martin-Luther-Gymnasiums in Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen
- 1995 | Beginn der dreijährigen Phase von Umbau und Neubau mit Errichtung des Westflügels; zeitweilig wird der Unterricht für die Klassen 5 – 9 in die Carl-Alexander-Schule am Wartenberg verlegt
- 1998 | Nach zweimaliger langwieriger Untersuchung durch offizielle Kommissionen von Schulamt und Kultusministerium findet die feierliche Ernennung des Gymnasiums als „staatlich anerkannte Ersatzschule“ statt.
- 1999 | Die Schule feiert das fünfjährige Bestehen seit der Wiedereröffnung
- 2000 | Nach dem Ausscheiden des bisherigen Direktors (Dr. Schmidt) fällt die Wahl des neuen Schulleiters auf den bisherigen Oberstufenleiter, Herrn Thomas Giesa.
- 2002 | Der 5. Abiturjahrgang verlässt die Schule
- 2004 | 460. Jubiläum von Luthers Schule und Festwoche aus Anlass des zehnjährigen Bestehens seit Neugründung
- 2009 | Trägerin des Martin-Luther-Gymnasiums wird die Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland; die Schule feiert ihr 15-jähriges Bestehen seit Wiedergründung.
- 2014 | 20-Jahre Wiedergründung: Feier in der Wandelhalle
- 2019 | 25-Jahre Wiedergründung: Feier in der Wandelhalle
Am 31. 10. 1995 – am Reformationstag – wurde mit dem Ersten Spatenstich in Anwesenheit des Kultusministers und hoher kirchlicher Würdenträger der Anfang für eine umfangreiche Bautätigkeit markiert: das Wiedererstehen des Westflügels, jedoch in modernem Gewande, um die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für einen modernen Unterricht auch in den Naturwissenschaften zu garantieren.
Am Martin-Luther-Gymnasium beginnen die Schüler der Klassenstufe 5 mit zwei Fremdsprachen (Englisch als erste, Latein als zweite ). Schüler der Klassen 5 und 6 arbeiten regelmäßig in Freiarbeitsphasen nach einem individuellen Wochenplan. Ab der 8. Klasse kann eine weitere Fremdsprache (Französisch) oder das Fach Naturwissenschaft (Nawi) belegt werden.
Was dieses Gymnasium von dem zu Luthers Zeiten unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Klassenstärke in dieser zweizügig geführten Schule die Zahl 26 nicht übersteigt und somit ein intensives Arbeiten und Lernen in guter Atmosphäre möglich ist. Der Unterricht selbst findet nicht mehr im althergebrachten 45-Minuten-Takt statt, sondern er erfolgt in 85-minütigen Blöcken … ohne das lästige Klingelzeichen. Außerdem stehen vielfältige Arbeitsformen und -methoden neben dem klassischen und sinnvollen Frontalunterricht auf der Tagesordnung. Aber natürlich sind dies nicht die einzigen Unterscheidungsmerkmale.
Für die Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft ist das Martin-Luther-Gymnasium gut gerüstet und stellt sich der täglichen Aufgabe zwischen Tradition und Innovation.